Das KErn – Kompetenzzentrum für Ernährung – (gefördert durch das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) hat gemeinsam mit der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA) im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Studie 43 ausgewählte Lebensmittel und Getränke auf ihren exakten Glutengehalt untersucht. Auch wenn wir natürlich alle wissen, dass die meisten üblicherweise verzehrten Getreidesorten für uns tabu sind, finde ich das Ergebnis doch recht interessant. Einige Werte haben mich sogar ziemlich überrascht.
So enthält nicht Weizen (7.700 mg je 100g) sondern Dinkel mit 9.894 mg je 100g das meiste Gluten aller untersuchten Getreidesorten. Hafer, obwohl eigentlich glutenfrei, schlägt mit erstaunlichen 4.557 mg je 100g zu Buche. Ob das an den bei konventioneller Ware üblichen Verunreinigungen liegt, wird leider nicht thematisiert. Es zeigt aber deutlich, dass normaler Hafer für die glutenfrei Ernährung nicht geeignet ist.
Bei Backwaren liegt das helle Brötchen (9.183 mg je 100g), gefolgt von Weizentoast und Weizenvollkornbrot, vorn. Deutlich niedriger liegt Roggenbrot (1.200 mg je 100g).
Interessant auch der Glutengehalt verschiedener Biersorten: Am meisten Gluten enthält erwartungsgemäß Weißbier (Weizenbier) mit 274 mg je 100g. Pilsener Lagerbier dagegen kommt lediglich auf 1,2 mg je 100g und würde damit gemäß der Grenzwerte des Codex Alimentarius von 20 ppm (20mg/kg) sogar als glutenfrei gelten. Allerdings handelt es sich um Durchschnittswerte, die sich sicherlich je nach Sorte und Charge deutlich unterscheiden können. Also für Zöliakie-Betroffene sicherlich nicht empfehlenswert. Wer sich aber freiwillig glutenfrei oder glutenarm ernährt, dem bietet sich hier vielleicht eine Alternative.
Zum Weiterlesen hier die Quellen:
- Erläuterung der DZG zum Codex Alimentarius
- Artikel des KErn
- Lebensmitteltabelle des KErn
Es ist fast unmöglich in einem Restaurant oder zur Kur sich wirklich glutenfrei zu ernähren. Bei einem Imbiss nicht zu schaffen. Es gibt immer nur unbefriedigende Diskussionen. Leider. Wann gibt es endlich Tabletten gegen Zöliakie oder ist das aussichtslos?
Hallo Erika,
ja, bis auf wenige Ausnahmen ist es in einem Restaurant schwierig, einen kompetenten Ansprechpartner zu finden und ein sicheres gutes Gefühl zu haben. An dieser Stelle sehe ich die Entwicklung der glutenfreien Ernährung zur Modediät auch mit einem lachenden und einem weinendem Auge. Auf der einen Seite vergrößert sich das Angebot und das Wissen, was ‚glutenfrei‘ überhaupt bedeutet. Auf der anderen Seite schleicht sich eine gewisse Nachlässigkeit ein. Zumindest ist das manchmal mein Eindruck. Für die meisten Menschen, die sich freiwillig glutenfrei ernähren, haben Diätfehler ja nicht die weitreichenden Konsequenzen, die diese für einen Zöliakiepatienten haben.
Im Rahmen einer Kur hätte ich allerdings schon erwartet, dass eine konsequente glutenfreie Ernährung möglich ist.
Viele Grüße
Günter